Das Verhalten der Wachleute gegenüber den Häftlingen in den drei Haslacher Lagern war von Brutalität und Unmenschlichkeit geprägt. Permanente Schläge und sadistische Misshandlungen, die zum Teil zum Tode führten, waren an der Tagesordnung. Dies geschah, obwohl die Wachleute durchaus den Spielraum gehabt hätten trotz der Nazi-Ideologie vom Untermenschen und Fremdenfeindlichkeit ihre Menschlichkeit zu bewahren.
Nur wenige Wachleute zeigten diese Haltung. Das kam auch in den unterschiedlichen Urteilen zum Ausdruck, die von 1946 bis 1949 in den Rastatter Prozessen gefällt wurden.
105 Todesurteile wurden ausgesprochen, von denen 62 vollstreckt wurden. Es gab auch Freisprüche. Hunderte von Haftstrafen wurden verhängt, von denen die Mehrzahl in den 50er Jahren durch Amnestien aufgehoben wurde.
Auch die Verbrechen in den Haslacher Lagern wurden verhandelt. Das Gericht verschaffte sich 1947 bei einem Ortstermin in den Stollen des Vulkans einen Einblick in die unglaublichen Haftbedingungen im "Höllenlager Vulkan".
Foto: Bildmitte: Karl Buck, Kommandant des Lagersystems Schirmeck-Vorbruck
„Die Rastatter Prozesse“ ist eine Produktion von moving story productions im Auftrag von SWR/SR/ARTE und wurde möglich durch die Aufhebung der Sperrfrist für Akten.
Die aufwändige Filmproduktion von 2021 war im Sommer 2021 im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (das Erste, ARTE) zu sehen.
SS-Hauptsturmführer Karl Buck hatte während der gesamten Nazi-Diktatur hohe Posten in verschiedenen Lagern bekleidet.
In den letzten fünf Jahren war er Kommandant des Lagersystems Schirmeck-Vorbruck. Damit war er auch zuständig für die Haslacher Sicherungslager "Vulkan" und "Kinzigdamm."
Von britischen und französischen Gerichten wurde er mehrfach wegen Mord und Beihilfe zum Mord zum Tode verurteilt.
Das Urteil wurde schließlich in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. 1955 wurde er freigelassen und an die deutschen Behörden übergeben.
Die Bemühungen ihn in der Bundesrepublik vor ein Gericht zu stellen, wurden 1957 aufgegeben. Buck starb 1977 in Rudersberg.
Der SS-Oberscharführer Robert Hochhaus war von Mitte September 1944 bis zum Jahresende 1944 Kommandant im Lager "Sportplatz", wo er durch seine außergewöhnlich grobe Art
auffiel.
Dann wurde er an ein Lager in Calw versetzt.
25 Jahre später im Juli 1969 hat er sich selbst bei einer informatorischen Vernehmung als einfacher Wachmann bezeichnet. Zur weiteren Klärung seiner Zeit im Lager "Sportplatz" wurde die Kriminalpolizei in München Anfang September 1969 von der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg beauftragt ihn zu befragen.
Zwei Monate später antwortete das Polizeipräsidium München: "Trotz mehrfacher Aufforderung sich zu melden, hat Herr Hochhaus nicht reagiert. Es muss angenommen werden, dass er zu weiteren Aussagen nicht gewillt ist." Robert Hochhaus starb 1984 in München.
Bernhard Ulrich gehörte zur Wachmannschaft des Lagers "Vulkan". Er wurde von einem britischen Gericht wegen Beteiligung an der Ermordung von sechs Briten und vier Franzosen zum Tode verurteilt.
Im Natzweiler Prozess war er ebenfalls angeklagt und wurde wegen Kriegsverbrechen im Lager Rotenfels und im Lager "Vulkan" ebenfalls zum Tode verurteilt.
Am 26. August 1947 wurde das Urteil im Wald bei Sandweier durch Erschießen vollstreckt.
Harry van der Veer war unter anderem im Lager "Vulkan" Wachposten für die Organisation Todt.
Als er einem arbeitsunfähigen Häftling Simulation unterstellte, schlug er mit dem Gewehrkolben auf ihn ein. Dabei ist sein Gewehr zerbrochen. Der Häftling hat diese Misshandlung nicht überlebt.
Im Prozess sagte van der Veer, das Gewehr sei nur zerbrochen, weil es nicht mehr robust war.
Van der Veer wurde wegen vieler brutaler Vergehen zum Tode verurteilt und am 24.5.1947 hingerichtet.
Theodor Müller hat sich als Wachmann am 1.4.1945 nach Haslach gemeldet. Vorher tat er Dienst im Lager Niederbühl bei Rastatt. Aufgrund seiner Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde er zum Tode verurteilt und am 26.8.1947 in Sandweier hingerichtet.
Reinhold Lindau war der brutalste Wachmann im Lager "Sportplatz". Sein Todesurteil wurde am 24.5.1947 in Sandweier vollstreckt.
Erwin Dold gehörte als verwundeter Luftwaffenangehöriger zur Wachmannschaft des Lagers "Sportplatz", dessen Kommandant er Ende 1944 wurde. Bei der Evakuierung der Häftlinge am 15.2.1945 ging er mit ungefähr 250 Häftlingen ins KZ Dautmergen, wo er dann auch Lagerkommandant wurde. Auch von da begleitete er im April 1945 die Häftlinge auf dem Evakuierungsmarsch bei der Lagerauflösung.
Bei den Rastatter Prozessen wurde Erwin Dold während des Prozesses freigelassen und am Ende freigesprochen wegen erwiesener Unschuld.
Mehrere Häftlinge hatten sich vehement zugunsten von Dold ausgesprochen, weil sich die Lagerbedingungen unter ihm verbessert hätten. Es gab auch keine Anschuldigungen gegen ihn.
Unerklärlich bleibt aber, warum er gegenüber den Medien in seinen Erzählungen unglaubwürdig und übertrieben seine tatsächlichen Verdienste dargestellt hat. Die beiden Kalfaktoren, der
Franzose Theodor Leistenschneider und der Pole Stanislaw Gladyszek, haben unabhängig voneinander, bis zu ihrem Tode 2005 bzw. 2010 auf diese Widersprüche hingewiesen. Da sie zu Dold währen der
Lagerzeit ein gutes Verhältnis hatten, hätten sie auch nach dem Krieg gerne mit ihm über die Zeit gesprochen.
Leider hat sich Erwin Dold gegenüber beiden den zahlreichen Versuchen einer Kontaktaufnahme dauerhaft entzogen.
Auch war er nicht bereit, sich mit einem Verantwortlichen der KZ-Gedenkstätte "Vulkan" mehr als ein halbes Jahrhundert nach den Ereignissen zu treffen, obwohl Dold ja familiäre Bindungen nach Haslach hatte.
Schade ist auch, dass er bei seinen Vernehmungen über 50 Jahre lang nicht mit der Justiz kooperiert hat, sondern oft unklare und widersprüchliche Auskünfte gegeben hat.
So ist bis heute unbekannt, in welchem Lager er vor seiner Haslacher Zeit eingeteilt wurde und wo er im Herbst 1944 während einer wochenlangen Abwesenheit Dienst tat. Es ist schade, dass er nicht dazu beigetragen hat, diese Unklarheiten zu beseitigen und damit Spekulationen freien Raum geboten hat. Seine ungewöhnliche menschliche Haltung in den Lagern Sportplatz und Dautmergen bleibt unbestritten. Dold starb 2012 in Buchenbach im Schwarzwald.